Starke Texte von Schülerinnen: Vor, zurück, vor, zurück, Tsunami

Babysitting. Leicht und schnell verdientes Geld? - Melanie Kilian weiß mittlerweile, dass alles ganz anders kommen kann. Nachdem sie im Deutschunterricht satirische Texte durchgenommen hatte, hat sie nun selbst in die Tastatur gegriffen und ihre Erfahrungen mit dem Babysitten geschildert.

Babysitting. Ja, ja man stellt sich vor, man kümmerte sich à la Mary Poppins um die Kinder: Die Kinder gehorchten auf Anweisungen wie kleine Soldaten und es wäre leicht verdientes Geld, mal ein paar Stunden auf die Rasselbande aufzupassen. Das wäre ein Kinderspiel.
Man stelle sich folgende Situation vor: Die Mutter der Kinder ruft mich an und eine halbe Stunden später stehe ich auf der Matte, um mich um meine Schützlinge zu kümmern.
Mein Triple-Trouble: zehn Monate, zwei und vier Jahre alt. Die Kleine kann aus ihrem Bett nicht weg und die zwei Großen sind in etwa so leicht zu finden, wie ein Elefant im Porzellanladen, einfach nur dem Lärm nach. Das Kinderzimmer: die Puppen, Autos und Kuscheltiere liegen überall auf dem Boden herum. Für mich grenzt es an eine Unmöglichkeit, mich normal in diesem Raum zu bewegen.  Ein schrecklicher Schmerz durchfährt meinen Fuß. Ein Legostein, Lego duplo, ein Vierer - Das sind die schlimmsten, unzerstörbar diese Dinger! Natürlich habe ich gerade noch die Hände voll. kann mich nicht abfangen, um auf keinen Fall auf eines der Kinder zu fallen, rolle ich mich mit einer doppelten Ninja-Rolle zur Seite. Ich liege in der stabilen Seitenlage in einem Meer von Spielzeug, neben meinem Gesicht hockt Noah, der auf mich zurobbt und mit seinem Spielzeugauto zur Begrüßung über mein Gesicht fährt.
Mein Riechzentrum meldet sich: Volle Pampers! Wickeln ist angesagt. Am Anfang war es wirklich einer meiner leichtesten Übungen, die kleinen Stinkbomben sauber zu machen, doch mittlerweile versucht er sich wie ein glitschiger Fisch an Land von der Wickelunterlage zu drehen.  Finn ist währenddessen nebenan und mein kleiner Picasso sollte eigentlich nur seinen Malblock verschönern, doch dann nehmen meine Ohren das schreckliche Reiben von Wachsmalkreide auf Tapete wahr. Ich hechte mit Noah im Arm zurück ins Kinderzimmer und konfisziere die Tatwaffe. Nun schmückt eine Farbe mehr die eh schon augenkrebserregendbunte Tapete.
Essenszeit. Meine kleine Babysirene schreit sich die Seele aus dem Leib. Der Windelriechtest ist negativ ausgefallen. Mit ihr auf dem Arm geht es in die Küche, im Stehen wippend kippe ich das Milchpulver in das Fläschchen. Die Hälfte geht daneben, das weiße Pulver auf der Küchentheke sieht aus, als hätte ich gerade gekokst. Ich schütte das kochende Wasser in das Fläschchen, das eigentlich für das Abendessen gedacht war. Zum Glück machen kleine Salzkörner das Wasser noch nicht unbrauchbar.
Der Cooltwister übernimmt für mich den Rest. Wie ein Tropf im Krankenhaus leert sich die eine Flasche und Füllt sich die andere. Prinzessin es ist angerichtet, okay, ich habe Unordnung in der Küche angerichtet, aber deine Flasche ist fertig. Plopp und schon nuckelt die Kleine, als wäre nie etwas gewesen.
Kleines Baby große Sorgen, großes Baby noch größere Sorgen. Damit sie nicht das Schreikonzert ihrer Schwester fortsetzen, dürfen Noah und Finn ihre Spaghetti mit Tomatensoße selbst essen. Ich führe trotzdem Noahs  kleinen Arm, denn ich möchte nachher die Wohnung nicht renovieren müssen. Den „Schmeiß einige Spaghetti an die Wand, um zu sehen, ob sie schon al dente sind-Test “ hat er mittlerweile perfektioniert.
Spielplatz. Immer eine gute Idee. Die Prinzessin ist im Nu eingeschläfert und die zwei Großen beschäftigen sich fast eine halbe Stunde alleine. Als Babysitterin ist das High Life, ich sag's euch.  Wir bringen wie immer so viel Sand mit nach Hause, dass wir bald einen zweiten Sandkasten füllen könnten, und ratet mal was passiert, wenn man sagt: "Jungs, springt nicht in die Pfütze!"
Was nach dem Spielplatz selten ausfällt, ist es, die Kinder zu baden. Eigentlich sollten nur die Kinder nass werden, jedoch bin ich danach mindestens genauso nass. Okay,  geben wir zu: Wir haben es als Kinder in der Badewanne alle gemacht. Vor, zurück, vor, zurück, Tsunami! Aber ich habe gerade keinen Spaß daran. Ein Fluss bahnt sich durch das gesamte Badezimmer. Eine Quietsche-Ente macht sich gerade auf den Weg von der Badewanne zwischen den Klamotten in Richtung Waschbecken. Ich bin fix und fertig. Mila schläft zum Glück immer noch und als ich meine zwei Schäfchen wieder im Trocknen  und die Feuerwehr das Badezimmer wieder ausgepumpt hatte, erlöst mich die Mutter.

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