Spürbare Gegenwart der Opfer

Die Geschichtsexkursion der zehnten Klassen führte zur KZ-Gedenkstätte Dachau. Leonie Pucknus und Milena Schech aus der 10d geben ihre Eindrücke wieder.

Als wir ausstiegen und zunächst den Weg zum Konzentrationslager entlangliefen, machte es nicht den Anschein, als ob das wirklich so ein grausamer Ort sei. Alles wirkte ganz friedlich und der Weg erinnerte mich an einen Park. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, wäre ich niemals auf den Gedanken gekommen, dass das früher einmal ein Konzentrationslager war. Am Tor stand in Großbuchstaben “ARBEIT MACHT FREI” – das gesamte Motto dieser Grausamkeiten. Auf einmal wirkte alles schon ein wenig bedrückend.
Nachdem wir zuerst einen Film über das Arbeitslager in Dachau gesehen hatten, durften wir danach selbst durch die Ausstellung gehen, um etwas über die Insassen und den Alltag dort zu erfahren. Als wir wieder nach draußen auf den großen Appellplatz kamen, veränderte sich etwas: Auf einmal war die Vorstellungskraft zurück. Man konnte jetzt fast bildlich sehen, wie die Menschen hier tagtäglich gequält und gefoltert worden waren.
Wir schauten uns auch zwei nachgebaute Häftlingsbaracken an. Als diese gebaut wurden und die ersten Menschen kamen, sahen die Stockbetten noch nachvollziehbar aus, doch von Jahr zu Jahr kamen immer mehr Gefangene hierher und es wurde immer enger. Vor allem ab 1944 hatten die Insassen gar keine Privatsphäre mehr: Über 1000 Personen schliefen dicht aneinander gedrängt in einem Block.
Beim Gang über das riesige Gelände konnten wir noch mehr spüren, wie viele schlimme Dinge sich dort zugetragen haben. Als letztes besuchten wir das Krematorium. Auch hier wirkte manches heute  zunächst friedlich mit ein paar Bäumen und einem kleinen Weg. In der sogenannten „Baracke X“ befand sich eine Desinfektionskammer. Danach gingen wir durch das „Brausebad“ – eine getarnte Gaskammer. Sie führte schließlich zur Totenkammer und anschließend in einen Raum mit Öfen, in dem die Leichen der vielen Toten verbrannt werden sollten. Ein beklemmendes Gefühl machte sich breit…
Die ganze Zeit über haben wir uns in einer Weise beobachtet gefühlt – waren es die "Geister” der Opfer, die anderen Besucher, die uns zufällig einmal aus dem Augenwinkel angeschaut haben, oder einfach nur pure Einbildung?
Als wir wieder zurück im Bus waren herrschte eine trübe Stimmung, obwohl wir zuvor eine Andacht in der Kirche des Karmelklosters gehabt hatten, die uns die gesehenen Eindrücke besser verarbeiten lassen sollte.
Noch Tage danach sprachen wir über das Erlebte. Denn zu sehen, welche grausamen Dinge die Gefangenen in Dachau erlebt haben, war eine unglaublich traurige und angsteinflößende, aber auch lehrreiche Erfahrung, die uns wieder einmal daran erinnert hat, dass so etwas nie wieder passieren darf. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und den Hinterbliebenen. Hoffentlich konnten und können sie irgendwann ihren Frieden finden. Und auch wir stellen uns jetzt noch öfter die Frage, wie die Menschen damals nur so grausam gewesen sein konnten.

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