Timpe Te und Tagebücher - Vorlesetag 2020

Gregor Johann Mendel litt unter Prüfungsangst - jener geniale Mendel, dessen Kreuzungsversuche im Klostergarten zu bahnbrechenden neuen Erkenntnissen über die Vererbung führten. Das mag manche Schülerin der zehnten Klasse kurz vor der Matheschulaufgabe am vergangenen Freitag zur Identifiktation eingeladen haben. Dass sie diese menschlichen Seiten von Mendel kennenlernen durften, verdanken die Schülerinnen dem bundesweiten Vorlesetag 2020, der dazu führte, dass Dr. Alexandra Schrempf beispielsweise aus dem Buch "Mendel und die Antwort der Erbsen" vorlas. "Und auch in der zehnten Klasse freut man sich, wenn man vorgelesen bekommt, habe ich festgestellt. Habe nämlich vorher lange überlegt, ob die nicht zu alt dafür sind" - so fasst Schrempf ihre Erfahrungen zusammen. Gut angekommen sei auch in der sechsten Klasse Hieronymus Froschs "Tagebuch einer Killerkatze".
Zum wohl bekanntesten Tagebuch der Weltliteratur griff diesmal auch der Deutsch-Fachvorstand. In Tagen, in denen Erwachsene  ein elfjähriger Mädchen in unsäglicher Weise instrumentalisieren, sich auf fragwürdigen Protestveranstaltungen mit Anne Frank zu vergleichen, mag es angeraten sein, der mit Händen zu greifenden tatsächlichen Angst im Hinterhaus an der Amsterdamer Prinsengracht nachzuspüren und damit auch ein Kapitel gegen die Geschichtsvergessenheit aufzuschlagen.
Ein anderer Klassiker stand bei Veronika Emmig auf dem Vorleseprogramm, nämlich Antoine de Saint-Exupérys "Kleiner Prinz". Bettina Weber setzte heuer auf Sagen- und Märchenklassiker: "Der Rattenfänger von Hameln", "Rapunzel" und der "Fischer und seine Frau" wurden in den fünften und sechsten Klassen zum Besten gegeben, wobei die Unersättlichkeit Ilsebills bei manchen Schülerinnen sogleich einen spontanen Schreibimpuls auslöste. Astrid Lindgrens Schreibimpuls wurde übrigens von "Annes wunderbarer Reise nach Green Gables" ausgelöst, das Christina Weber heuer zum Vorlesen ausgewählt hatte.  

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