Podium und Poetry Slam

Anlässlich des Jubiläums „350 Jahre Ursulinen in Landshut“ fanden zwei ganz unterschiedliche Veranstaltungen in unserer Schulaula statt.
In einem Podiumsgespräch zum Thema „Aus Mädchen werden Frauen. Aber was werden Frauen?" diskutierten unter der Leitung von Dr. Claudia Pfrang, Direktorin der Stiftung Bildungszentrum des Erzbistums München-Freising, Frauen aus verschiedenen Blickwinkeln die Zukunftschancen von Mädchen heute. Prof. Dr. Barbara Thiessen, Leiterin des Instituts Sozialer Wandel und Kohäsionsforschung an der Fachhochschule Landshut, zeigte in ihrem Vortragsimpuls, dass Frauen zwar die historische Benachteiligung aufgeholt und bei den Schulabschlüssen gegenüber Männern sogar die Nase vorne hätten, sie bei der Berufswahl jedoch oft zu bescheiden seien und das Ende der Gleichheit spätestens dann erreicht sei, wenn sie in die „Familienfalle" tappten. Isabelle Valina, Elternbeiratsvorsitzende an der Ursulinen-Realschule, bekannte als Leiterin eines kleinen Unternehmens, dass die potentielle Schwangerschaft und längere Elternzeit junger Frauen für den Arbeitgeber durchaus eine anspruchsvolle Herausforderung darstellten. Claudia Hauner und Margarete Paintner, die Gleichstellungsbeauftragten für den Landkreis bzw. die Stadt Landshut forderten in diesem Zusammenhang bessere Rahmenbedingungen, beispielsweise flexiblere Teilzeitmodelle oder eine gute Ganztagsbetreuung für Kinder. Dr. Sandra Krump, Leiterin des Ressorts Bildung im Ordinariat München, widersprach dem nicht, sah aber die Gefahr, dass es manchmal mehr um das Verwahren der Kinder ginge. Ziel an den diözesanen Schulen sei vor diesem Hintergrund eine qualitative Ganztagsbildung, die wesentlich zur Persönlichkeitsbildung beitragen solle. Schule müsse Mädchen vor allem Selbstbewusstsein und Solidarität vermitteln, damit sie als junge Frauen ihren eigenen Weg gehen könnten. Diesen Weg habe sie selbst gehen können, so unsere ehemalige Schülerin Maria Pitsch, die heute am Landestheater Niederbayern als Opernsängerin angestellt ist, weil sie an der Ursulinen-Realschule darin gefördert worden sei, sich etwas zuzutrauen und auch gespürt habe, was es heiße, wenn Lehrer und Mitschülerinnen hinter einem stünden.

Poetisch, frech und unterhaltsam ging es einige Tage später in der Aula zu, nachdem Lars Ruppel, mehrfacher deutsche Meister im Poetry Slam, aus Berlin angereist kam. Nach einem mehrstündigen Workshop mit zwanzig Ursulinen-Schülerinnen am Nachmittag, begrüßte Ruppel die zahlreichen Gäste zur Abendveranstaltung, einer "Poesie-Dult extrem begabter junger Menschen", wie er ankündigte. Mit seiner schwungvollen Moderation ermutigte der Slampoet die Mädchen ihre am Nachmittag verfassten Texte zum Thema "Mädchen, Kloster, Schule" wirkungsvoll vorzutragen. Und dann präsentierten die Schülerinnen dem Publikum einen bunten Strauß kleiner Geschichten und Gedichte - mal frech und satirisch, mal nachdenklich und selbstkritisch. So wurde von Magdalena Thaler die sechste Stunde am Freitag aus der Innensicht eines Lehrers geschildert, der zwischen Papierfliegern, Kreidestaub und Kindern ins Rotieren gerät. Elena Niedermeier entlarvte mit einer wirkungsvollen Pointe die Macht des Vorurteils, während Annika Runz' mit Mozzarella und „My heart will go on" eine sehr persönliche Liebeserklärung an die Ursulinen-Realschule gelang. Viele loteten mit ihren Texten ironisch die schwierige Balance des Mädchenseins heute aus, zwischen Perfektion und Pickeln, Kopf und Körper, Stundenplan und Seelennahrung, bester Freundin und "heißen Jungs". Ruppel, der zwischendurch den einen oder anderen seiner eigenen Klassiker einstreute, verabschiedete das begeisterte Publikum mit dem Aufruf „Machen Sie Ihr Leben poetischer!"

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