Sternschnuppen am Horizont des Deutschunterrichts

Julia Kosch: In the sand

Das Brummen des Motors kommt immer näher. Verzweifelt treibe ich meinen Körper über die Grenzen. Nur noch ein paar Meter und ich habe es geschafft. Die Sonne glüht am Himmel und brennt auf meiner Haut. Es ist mir trotzdem nicht möglich zu schwitzen, weil der Schweiß in der heißen Wüste Namibias einfach auf meiner Haut verdunstet. Meine Lungen brennen und beim Atmen sticht es unangenehm. In den Fingern verliere ich langsam, aber sicher das Gefühl und es ist schwer sie zu beugen, weil ich so lange nichts mehr getrunken habe. Mit letzter Kraft renne ich mitten auf die sogenannte „Hauptstraße“, die aber eigentlich nur eine Schotterpiste ist. Ungefähr zwanzig Meter weiter hinten sitzt meine Schwester zusammengekrümmt am Boden und hustet. Dann schreie ich so laut ich kann: „Help!“ und wedle mit den Armen, als das offene Safariauto in Sicht kommt. Meine Beine drohen nach diesem 1000-Meter-Lauf durch die Wüste einzuknicken. Das Auto hält an und ein besorgt wirkender Afrikaner sieht mich an. Noch bin ich voll erleichtert, dass das Auto angehalten und mich nicht über den Haufen gefahren hat. Mir drohen die Tränen zu kommen, während ich keuche: „Our car! It’s stuck in the sand!“ Der Mann sieht mich an und als er nach ein paar quälend langen Sekunden fragt, wo wir genau stünden, fangen meine Beine vor Erleichterung an zu zittern und ich falle meiner Schwester, die inzwischen nachgekommen ist, überglücklich in die Arme. Jemand würde uns helfen. Leider wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass es noch ein paar weitere Probleme und einige Stunden dauern würde, bis wir wieder weiterfahren konnten.

Julia Kosch hat diese Schilderung über einen Ferienmoment als Schülerin der Klasse 9a im Schuljahr 2023/2024 verfasst.

Victoria Smuda: Pandemiedämmerung

Der Wecker klingelt dich aus dem Schlaf
Und schon wieder beginnt ein neuer Tag.
Wo man Angst hat und trotzdem Regeln brach
Und man nicht mehr alleine sein mag. 

Durch Panik verfallen wir in Kummer und Sorgen,
haben Angst, dass das Leben so endet.
Wir hoffen auf ein besseres Morgen.
Wir hoffen, dass der Alltag sich wendet. 

Die Masken klauen uns den Atem
Und rauben unseren Verstand.
Wir werden verrückt und warten
Was einzig bleibt, ist der Abstand.

Victoria Smuda hat das Gedicht nach der Beschäftigung mit Alfred Lichtensteins "Die Dämmerung" als Schülerin der Klasse 10d im Schuljahr 2020/2021 verfasst.

Sophia Anselm: Geräusche in der Nacht

Heute waren Paula und Ben zum ersten Mal allein zu Hause. Deshalb freuten sie sich darauf.
Ihre Eltern verabschiedeten sich, als die beiden Geschwister sich gerade einen Gruselfilm im Fernseher anschauten und dabei Popcorn aßen. Paula hatte ein wenig Angst. Nach einer Weile war der Film zu Ende und sie machten sich auf den Weg, sich bettfertig zu machen. Nachdem sie fertig waren, gingen sie in ihr Zimmer, machten das Fenster auf und legten sich in ihre Betten. Der Wind wehte sanft durchs Zimmer und sie schlummerten friedlich ein. Doch plötzlich riss sie ein eigenartiges Geräusch aus dem Schlaf. Paula und Ben sahen sich erschrocken um, doch es war nichts zu sehen.
 „Hast du das gehört Paula?“, fragte Ben.
Seine Schwester murmelte: „Ja, hoffentlich sind das keine Einbrecher!“
In der Stille, die im Zimmer herrschte, hörte man klar und deutlich das Klappern von Paulas Zähnen.
Die Angst war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben.
„Aber wir müssen nachsehen, was das ist, sonst können wir die ganze Nacht nicht schlafen“, bestimmte Ben mit fester Stimme. Er stand auf, obwohl ihm auch schon etwas mulmig war.
„Also kommst du mit?“, fragte er. „Ja“, flüsterte Paula, schwang sich aus dem Bett und ging mit Ben zur Tür. Sie öffneten diese einen Spalt und lauschten. Doch alles blieb ruhig.
Leise schlichen sie hinaus auf den Flur. Ihre Knie zitterten wie Espenlaub und dicke Schweißperlen kullerten über ihre Stirn, als Paula und Ben die Treppe herabstiegen. Bis auf einen dünnen Strahl fahlen Mondlichts war es stockdunkel.  Auf einmal sahen sie einen furchteinflößenden Schatten an der Wand. Ihre Herzen hämmerten gegen ihre Brust und tausend Gedanken schwirrten durch ihre Köpfe: Was war das? Was machte es hier? Dann hörten Paula und Ben, wie im Erdgeschoss eine Tür aufging. Dann war es still, totenstill.
Leise schlichen sie weiter und entdeckten, dass die Tür zum Wohnzimmer nicht wie zuvor angelehnt, sondern etwas weiter offen stand. Langsam tippelten die beiden in das Zimmer, obwohl sie nicht wussten, was sie dort erwartete. Hier war es so dunkel, dass man die eigene Hand vor Augen nicht sehen konnte. Zu hören war auch nichts. Schweißgebadet standen Paula und Ben im Wohnzimmer, als ob sie dort Wurzeln geschlagen hätten. Denn keiner der beiden traute sich nachzusehen, ob jemand im Schrank, auf dem Sofa oder unter dem Tisch kauerte.
Plötzlich ging das Licht an. Paula und Ben mussten erst ein paarmal blinzeln, um überhaupt etwas sehen zu können. Dann fiel ihnen ein riesengroßer Stein vom Herzen, denn auf dem Sofa lag kein Dieb, sondern ihre friedlich schlummernde Nachbarskatze und im Türrahmen standen ihre Eltern, die das Licht angemacht hatten und die beiden nun verwundert anschauten.

Sophia Anselm hat den Text im Schuljahr 2019/2020 als Schülerin der Klasse 5d verfasst.

 

Paula Gregori: Zwitschernde Zweisamkeit

Paula Gregori aus der 5a hat dieses sympathische Frühlingsgedicht, das um die Zahl zwei kreist, während der Corona-Zeit im Schuljahr 2020/21 verfasst.

Emily Hoffmann: Not macht wohl erfinderisch!

Meine beste Freundin wohnt vier Häuser neben mir. In der ersten Woche der sogenannten "Coronaferien" war uns beiden sehr langweilig und da das Wetter schön war und es noch keine Ausgangsbeschränkung gab, war es für uns an der Zeit, einen Kindheitstraum zu verwirklichen: Wir waren zwei ganze Tage damit beschäftigt, eine Schnur von meinem zu ihrem Zimmerfenster zu spannen. Das Seil befestigten wir an einem etwa fünf Meter langen Stab und brachten es so über sämtliche Gärten der Nachbarn, die natürlich einverstanden damit waren, quer durch unsere Siedlung. Seitdem bildet die Seilbahn eine circa zweihundert Meter lange Verbindung zwischen meiner Freundin und mir. Da wir uns nun leider nicht mehr treffen dürfen, können wir trotzdem noch über die Seilbahn in Kontakt bleiben und uns Zettelchen hin und her schicken. Das macht eindeutig mehr Spaß, als uns einfach auf WhatsApp zu schreiben - das kann doch jeder! Außerdem lässt uns diese Spielerei ein bisschen aus diesem eintönigen Tagesablauf entkommen.
"Not" macht wohl erfinderisch! :)

Emily Hoffmann hat den Text als Schülerin der Klasse 10d im Schuljahr 2019/2020 für den Schreibwettbewerb "Sonnenstrahlen im Corona-Nebel" verfasst.

Lea Kosch: Ganz wie früher oder ganz neu?

Oh, Schreck. Verschlafen! Mit einem Mal weicht alle Müdigkeit aus meinem Körper. Schon halb sieben? Der Bus? Weg! Die grellen Leuchtziffern meines Weckers bilden einen starken Kontrast zum dämmrigen Morgenlicht, das durch mein Fenster hereinscheint. Doch was ist das? Erst als ich die „Tribute von Panem“ in der Nähe meines Kopfkissens ertaste, fällt es mir schlagartig wieder ein: Homeschooling. Covid-19. Schulschließung. Gedankenfetzen regnen auf mich nieder. Erleichtert lasse ich mich wieder zurück ins Bett fallen und der Schlaf übermannt mich erneut.
Nach einer Mütze Schlaf wache ich erfrischt um acht Uhr auf. In meinen Gedanken ertönt der gewohnte Schulgong mit seinem vertrauten Ding-Dong-Dong. Seufzend, aber deutlich ausgeschlafener als noch vor ein paar Stunden, schlage ich meine Decke zurück. Ich schlüpfe in die Kleidung und schleiche auf Zehenspitzen ins Zimmer meiner kleinen Schwester. Sonnenstrahlen scheinen ihr ins Gesicht. Ich erklimme die Stufen ihres Hochbetts und rüttle sie wach. Lachend laufen wir zusammen in die Küche, vorbei am Zimmer meiner ältesten Schwester. Vorher war sie ein seltener Gast. Nachdem die Universitäten in Mannheim geschlossen hatten, kam meine Schwester wieder zu uns. Wie früher. Ich schließe ihre Tür und mache Frühstück, zusammen mit meiner kleinen Schwester. Ganz ohne Hektik. Ganz ohne Druck. Ganz wie früher. Zwei Wochen und ein paar Tage sind nun an uns vorbeigezogen und oft fühlt es sich jetzt an wie früher. Doch was bedeutet das denn eigentlich? Meine Aufgaben für heute: Erledigt! Um 12:30 Uhr, eine halbe Stunde früher. Schon wieder dieses Wort. In den letzten zwei Wochen verfolgt es mich förmlich. Zu dritt genießen wir nun das Mittagessen und hasten nach draußen in den Garten, wo wir uns unsere Inline-Skates schnappen und an der nahe gelegenen Isar unsere Kurven drehen. Sogar die Älteste macht mit. Wie früher. Am Tagesende nehme ich mir mein Lieblingsbuch und lese so lange, bis mir die Augen zufallen.
 Oft geht nun die ganze Familie zusammen spazieren. Monopoly wird bis in die Nacht gespielt, anstatt stundenlanges, stumpfsinniges Fernsehen. Mal klingelt das Telefon und meine Oma erkundigt sich, ob noch alle gesund sind. Meine ältere Schwester brauche ich nun nicht mehr anschreiben, um zu fragen wie es ihr geht, ich kann mich persönlich von ihrem Wohlbefinden überzeugen. Lustige Skype-Partys mit den Freunden meiner älteren Schwester sind nun auch nicht mehr unüblich. Hang-Man und Stadt-Land-Fluss lässt sich digital doch genau so spielen. Ein lustiger Film mit der ganzen Familie.
Jeden Tag sterben tausende Menschen an Covid-19. Ist es nicht unmoralisch, sich über die Dinge zu freuen, die wir früher oft gemacht haben, die wegen Zeitmangel entfallen mussten und die wegen des Corona Virus wieder möglich sind?
Oder sind es gerade die Dinge, die diese schwierige Zeit überhaupt erst erträglich machen?Aber es sind ja nicht nur Dinge, die sich wie früher wiederholen, sondern auch neue Gewohnheiten, die hinzukommen. Sachen, die man vorher noch nie gemacht hat, wie auf Skype zusammenkommen und zum Beispiel Geburtstag feiern. Vielleicht fällt uns dadurch erst auf, dass dies alles, alle aufgezählten Dinge, Sonnenstrahlen im Nebel sind. Sei es ein Corona-Nebel oder auch ein anderer.

Lea Kosch hat den Text als Schülerin der Klasse 8a im Schuljahr 2019/2020 für den Schreibwettbewerb "Sonnenstrahlen im Corona-Nebel" verfasst.

Julia Kosch: Neue Freunde gefunden

Am Freitag, den 13. März, saßen wir, die Schülerinnen der Klasse 5e der Ursulinen Realschule, in unserem Klassenzimmer und lauschten dem Vortrag von unserem MINT-Lehrers Herrn Hartl. Dieser erklärte uns gerade, wie es wegen des Schulausfalles bis zu den Osterferien weitergehen würde.
Ungeduldig wartete ich bis zum Schulende und meiner Schwester im Klassenzimmer nebenan erging es bestimmt auch so. Denn wir hatten etwas Großartiges vor.
Kurz nach den Faschingsferien hatten wir angefangen einen flauschigen, schlafenden Hund, mitsamt Mütze und Schlafanzug zu häkeln. Da wir aber während der Schulzeit, wenig Zeit haben, an den Vierbeinern weiterzuhäkeln, freuten wir uns sehr, keine Hausaufgaben bekommen zu haben. Nachdem der Schulgong im Schulhaus verklang, stürmten wir zum Auto unserer Mutter, die draußen auf uns wartete. Nach der Fahrt nach Hause und einem kurzen Mittagessen liefen meine große Schwester und ich in mein Zimmer. Wir setzten uns mit Kissen, Decken und einem spannenden Hörbuch  auf eine blau bezogene Matratze und häkelten und häkelten und ... häkelten. Stunde um Stunde  verging und es wurde Abend. Schließlich war es so weit. Der letzte Teil war angenäht und unsere gehäkelten, neuen flauschigen Freunde aus Chenille-Wolle waren fertig. Mit entsetzen Augen entdeckten wir jetzt erst die vielen Wollfussel, die überall im ganzen Zimmer verteilt herumlagen. Oh nein! Panik überkam uns. Dass dabei so eine Unordnung entstehen würde, hatten wir gar nicht bedacht. Unsere Mutter würde einen Nervenzusammenbruch erleiden, wenn sie das zu Gesicht bekäme. Noch während wir fieberhaft überlegten, wie wir unseren Staubsauger lautlos nach oben bringen könnten, klopfte es kurz an der Tür und unsere Mutter trat auch schon ins Zimmer. Ihr stand ins Gesicht geschrieben, wie sehr sie geschockt war und dass sie gleich wieder hinausgehen wollte. Mit einem verlegenem Gesichtsausdruck, aber einem breiten Grinsen im Gesicht hielten wir unsere Hunde in die Höhe.
Ein Lächeln machte sich auf dem Gesicht unserer Mutter breit und ungläubig bahnte sie sich den Weg durch das Chaos. Sie nahm die Hunde in die Arme und rief erstaunt aber zugleich lachend: „Die sind aber großartig geworden. Da wart ihr aber sehr fleißig. Aber die Fussel räumt ihr wieder auf!“, meinte sie zum Schluss mit hochgezogener Augenbraue. Trotz dieser Corona-Krise fand  ich, dies sei ein guter Grund sich zu freuen, denn wir hatten neue Freunde dazugewonnen. Also ein wahrer Sonnenstrahl im undurchdringlichen, trostlosen Corona-Nebel.

Julia Kosch hat den Text als Schülerin der Klasse 5e im Schuljahr 2019/2020 für den Schreibwettbewerb "Sonnenstrahlen im Corona-Nebel" verfasst.

Leonie Pucknus: Das Coronavirus - Fluch oder Segen?

Montags, ein ganz normaler Morgen, ich stehe auf, mache mich fertig und fahre mit meinem Fahrrad zur Schule. Dort treffe ich meine Freunde, die zunächst einmal mit einer freudigen Umarmung nach dem Wochenende begrüßt werden. Der Schultag vergeht und ich begebe mich auf den Heimweg. Nach dem Mittagessen fahre ich mit meiner Mama einkaufen und danach zu meinen Großeltern. Abends kommen meine Schwester und mein Papa von der Arbeit zurück und wir lassen den Abend vor dem Fernsehen, hinter einem Buch oder mit dem Handy ausklingen. Ein ganz normaler Tag eben. Nicht wahr? Schule, Arbeit, einkaufen und soziale Kontakte. Das alles WAR normal.
Doch jetzt, jetzt ist auf einmal alles anders. Das alltägliche Leben hat sich um 180° gedreht. Man hat jeden Tag Angst das Haus zu verlassen, Menschen zu begegnen, einkaufen zu gehen und sich an diesem leider viel zu unerforschten Virus anzustecken. Viele Menschen sterben und infizieren sich unkontrolliert daran. Die Angst und die ständige Gefahr ist zum Alltaggeworden. Einige fragen sich, warum und uns wohl so ein Fluch ereilt.
Doch erst jetzt, wenn man einmal abgegrenzt von der Außenwelt und vom täglichen Leben ist, kann man bemerken, dass das Coronavirus nicht nur schlechtes mit sich bringt. Man verbringt jetzt viel mehr Zeit mit seinen „Liebsten“, Eltern schenken ihren Kindern mehr Aufmerksamkeit und auf einmal wird bewusst das es wohl eine Lehre für die ganze Menschheit sein soll.
Denn jeden Tag zerstören wir unseren Planeten mit Müll und Abgasen. Doch jetzt aber blüht die Welt wieder auf. Gewässer werden klarer, Tiere beginnen an Orten zu leben, wo sie es sich vor ein paar Monaten nicht hätten vorstellen können und die ganze Natur lebt auf, atmet auf, ohne ständige Vergiftung durch Menschen.
Möglicherweise ist Corona doch ein Segen, der zeigt, was in unserer Gesellschaft eigentlich alles falsch läuft.
Möglicherweise will uns der Virus zeigen, wie wir uns täglich mit unseren eigenen Händen zerstört haben, wie furchtbar wir unseren Planeten aber auch uns gegenseitig behandeln, wie egoistisch und sozial abwertend wir uns manchmal verhalten, wie viel Wert wir auf oberflächliche Dinge legen und wie wenig Interesse wir an den wichtigen, den essenziellen Dinge zeigen, wie wenig Zeit wir uns nehmen um miteinander zu kommunizieren und wie wir ständig unzufrieden mit uns selbst sind, wir aber nichts tun, um das zu ändern.
Möglicherweise sollen wir uns nun den wichtigen Dingen widmen, unsere ganze Energie in das Leben stecken, in unser Leben, es teilen streicheln und behüten.
Möglicherweise verstehen wir dann endlich, wie wertvoll eine Umarmung, menschliche Kontakte, ein Dialog, ein Händedruck, ein gemeinsamer Abend mit Freunden, ein Spaziergang im Park und vor allem unser Leben eigentlich ist.
Es kann ein neuer Anfang sein!
Das Coronavirus hat uns in kurzer Zeit wirklich wichtige Werte, wie Zusammenhalt, das Gefühl der Liebe und der Zusammenarbeit gezeigt, die uns aber nun für die Ewigkeit bleiben sollen und meine Sonnenstrahlen durch den Corona-Nebels sind.
Und wenn wir einen Neustart machen und wieder anfangen zu leben, wird der Virus schon lange fort sein.

Leonie Pucknus hat den Text als Schülerin der Klasse 10d im Schuljahr 2019/2020 für den Schreibwettbewerb "Sonnenstrahlen im Corona-Nebel" verfasst.

Silja Schubert: Eine nasse Angelegenheit

„Springt“, schreien sie von unten, „ihr schafft das!“ Ich halte die Hand meiner besten Freundin. Das Brüllen unserer Freunde macht mich ganz nervös. Wir stehen auf dem Zehn-Meter-Brett, mein Herz pocht mir gegen die Rippen. „Hast du Angst?“, fragt Ayline die neben mir am Brettrand steht. Ich nicke nur, denn ich bekomme kein Wort raus, meine Kehle ist wie zugeschnürt. Alles nur wegen dieser dummen Wette.
Ich hatte vorgeschlagen, heute mir Ayline, Mia und Jannes meinen besten Freunden, eine Wette zu eröffnen. Wenn Mia es schaffen würde, trotz ihrer Höhenangst vom Dreier zu springen, würden Ayline und ich von ganz oben springen. Nach langem Warten in einer Art Entenmarsch stehen wir jetzt zehn Meter über dem Beckenrand. Die Badegäste schauen von hier so klein aus. Ich wische den Schweiß, der mir durch die Angst und die Hitze die Stirn runterläuft, ab. Hoffentlich wird der Aufprall nicht schmerzhaft sein. Ich richte meinen Bikini und schaue zu meiner besten Freundin. Sie zwinkert mir mit einem Lächeln zu, aber ich kann deutlich die Angst in ihrem Gesicht erkennen. So ein Mist. Ich hatte Mia total falsch eingeschätzt. Mir kommt das Dastehen wie eine Ewigkeit vor. Meine Knie zittern so sehr, dass das Brett anfängt zu wippen. Ayline schreit vor Panik auf und ich zucke zusammen. Mein Blick wandert wieder zu ihr. Sie nickt. „Eins, zwei, drei!“, sage ich. Wir springen vom Brett, so elegant wie wir es in dieser Situation können. Ich vermute, unsere Schreie kann man bis ins nächste Dorf hören. Ich merke das Kribbeln in meinem Bauch, es fühlt sich an als hätte ich Schmetterlinge im Bauch. Mit einem lautem und schmerzhaftem Platsch ins eiskalte Wasser bin ich froh, es jetzt hinter mir zu haben.

Silja Schubert hat den Text im Rahmen einer Schulaufgabe (Erzählen zu einem Bild) im Schuljahr 2019/2020 als Schülerin der 8b verfasst.


Johanna Weidinger: Von Mühlrädern und Fahrrädern - Eichendorffs "Taugenichts" reloaded

Als ich aus der Schule kam, durchdrang mich dieses Gefühl der Freiheit. Ich wollte einfach nur weg. Ich wollte mich für immer frei und unbeschwert fühlen. Schnell lief ich über die Straße und stieg auf mein Fahrrad. Der Wind wehte mir beim Fahren durch die Haare und ich bereitete meine Arme aus.
Ich fuhr entlang der Isar, einfach nur gerade aus und wurde immer schneller und schneller. Ich wusste nicht, wo ich hin wollte, aber ich fühlte mich so gut wie lange nicht mehr. Als ich nun auf einen Feldweg einbog, wurde ich langsamer, da ich am Ende des Wegs einen See sah. Das war jetzt genau das Richtige. Ich ließ mein Fahrrad ins Gras neben den Weg fallen und lief zum See. Der lange hölzerne Steg knarzte unter meinen Füßen und ich sprang mit einem Hecht ins Wasser. Das kalte, aber sehr erfrischende Wasser tat mir sehr gut und ich tauchte wieder auf. Meine Kleidung war so nass, dass sie sich wie eine zweite Haut anfühlte, aber das störte mich nicht. Dann fing ich an zu kraulen. Ein Schlag mit den Armen, ein Atemzug, ein Schlag mit den Armen, ein Atemzug. Das tat so gut. Langsam legte ich mich wie ein „toter Mann“ aufs Wasser und blickte in den Himmel. Überall waren kleine ganz weiße Wolken, die aussahen wie Watte. Es gibt Momente die würde man am liebsten einfrieren und für mich war das einer dieser Momente. Ich fühlte mich einfach frei.

Der Text von Johanna Weidinger entstand im Schuljahr 2019/2020 während einer Unterrichtssequenz zur literarischen Romantik.

Leni Sophie Reithofer: Eine Armee handygesteuerter Zombies

Wie langweilig muss es wohl vor dreißig Jahren gewesen sein? Ich meine, wie konnten die Menschen nur ohne dieses notwendige Gerät überleben? Ja genau, ich spreche von dem Smartphone! Ein kleines, ein großes, von Samsung oder von Apple - jeder kennt es, jeder hat es und jeder benutzt es zu oft.
an braucht nur an die nächste Bushaltestelle hinter der Ecke zu schauen, überall stehen sie und glotzen in ihre elektrischen Kästen. Ist ja nicht so, dass man auf den Verkehr achten müsste - nein, da ist der Post von Kylie Jenner, worin sie ihren neuen Lipstick präsentiert oder der neue Katzenmeme, viel wichtiger. Verständlicherweise! Man darf ja nichts verpassen, was da so auf Social-Media abgeht, immer schön up to date sein. Und mit seinen Freunden braucht man im realen Leben auch nicht mehr zu sprechen, wofür hat man denn What`s App? Natürlich, um sich gegenseitig Nachrichten zu schreiben, obwohl man nebeneinander steht. Nicht zu vergessen ist diese geniale Erfindung namens Pokemon Go. Endlich haben sie eine sinnvolle App erfunden, wofür man rausgehen muss; jeder läuft doch gerne kleinen fiktiven Viechern hinterher und riskiert dabei sein Leben, weil man nicht auf die Umwelt achtet und in einen Graben hinein läuft. Ich meine hey, no risk no fun!
Wie eine Armee handygesteuerter Zombies laufen sie umher und genießen es wahrscheinlich, mit ihren Holzköpfen gegen die Laternen zu laufen! Naja, für Außenstehende ist es schon lustig anzusehen, wie sehr sich die Handy-Epidemie entwickelt.

Leni Sophie Reithofer hat den Text  im Schuljahr 2019/2020 im Rahmen einer Unterrichtssequenz in der Klasse 10b über die journalistische Textgattung Glosse verfasst.

 

Sandra Zeilhofer: Das Sprungbrett

„Lass dich überraschen!“. Eigentlich mag ich es nicht, wenn mich jemand überrascht, aber meine Freundin lässt nicht locker. Sie habe meine Sachen schon gepackt und wolle los, sagt Luisa in einer leichten und fröhlichen Stimmlage. Ich muss wohl und steige notgedrungen mit ihr in das Auto ihrer Mutter, die mich sofort freundlich begrüßt. Ich erwidere den Gruß und bleibe den Rest der Autofahrt still. Natürlich, das Schwimmbad, was sonst? Luisa liebt es, zu schwimmen oder vom Sprungbrett einen Salto, eine Arschbombe oder einen Hecht zu machen. Ich eher weniger. Sie will mich immer davon überzeugen, aber ich schaffe es immer und immer wieder, verschont zu bleiben. Vor zwei Wochen waren wir auch beim Schwimmen. Luisa hatte fertig geduscht und wollte mich, was üblich ist, aufs Sprungbrett bekommen. Da es mir aber langsam zu Kopf stieg, fing ich an zu brüllen. Sie solle mich in Ruhe lassen, einfach mal in Ruhe lassen, schrie ich. Ich schubste Luisa ins Wasser und ging Richtung Umkleide. Ich weiß nicht, was ich dort wollte, nach Hause gehen, ging nicht, es wäre viel zu weit. Und abholen konnte mich auch keiner. Ich schloss mich in die Umkleide ein, um noch mal zu überdenken, was passiert ist. Auf einmal riss mich etwas aus meinen Gedanken. Es war Luisa, die nun versuchte, mich aus der Umkleide zu bringen. Sie redete mit ihrer einfühlsamsten Stimme auf mich ein. Wir wurden abgeholt. Ist die Zeit so schnell vergangen?, dachte ich mir. Ich will nicht, dass es heute wieder so endet. Luisa steuert heute nicht aufs Sprungbrett zu, sondern aufs Schwimmerbecken. Sie hat wohl gelernt. Ein Vorteil für mich, kein Sprungbrett, keine Streiterei. Aber ich fühle mich nicht wohl, kein bisschen! Ich packe Luisas Hand und zerre sie in die andere Richtung. Sie blickt mich fragend an. Ich schenke ihr ein Lächeln und gehe weiter. Ich steige die Leiter hinauf, ganz hinauf. Zehn Meter über dem Wasser. Mir wird übel, ich fühle mich, als müsste ich mich in ein paar Sekunden in meinen Tod stürzen. Auch Luisa scheint mitbekommen zu haben, wie es mir geht, denn sie blickt mich besorgt an. Ich quetsche mir ein Lächeln ab, packe ihre Hand und schreite mit wackligen Knien nach vorne. Luisa kommt mit und wir wippen an. Es dauert einige Sekunden, aber mir kommt es vor wie eine halbe Ewigkeit. Schließlich springen wir. Als Luisa und ich unten angekommen sind, war ich fröhlich, und fing an zu lachen. Es hat mir Spaß gemacht, sehr sogar! Ich bekomme nicht mehr genug. Den ganzen Tag wird gesprungen, gesungen und gelacht. Auch wenn Luisa nervig sein kann, sie ist und bleibt meine beste Freundin.

Sandra Zeilhofer hat den Text im Rahmen einer Schulaufgabe (Erzählen zu einem Bild) im Schuljahr 2019/2020 als Schülerin der 8b verfasst.

Amilia Bauer: Der coole Weihnachtsmann

Es war einmal ein Junge namens Julian. Er wünschte sich unbedingt eine schwarze Ratte, aber seine Mutter meinte, die bringen die Pest. Doch eines Nachts fiel etwas in den Garten der Familie. Es war ein roter Schlitten und darunter lag der Weihnachtsmann! Er hatte eine rotes Lederjacke und Nikes an. So hatte sich Julian den Weihnachtsmann aber nicht vorgestellt. Er richtete sich auf und war gar nicht dick und hatte auch keinen langen Bart. Der starke und große Mann fragte: „Hast du etwas zu trinken, Bursche?“ Julian holte sofort Milch und Kekse, doch der Weihnachtsmann sagte darauf: „Ich habe eine Laktoseintoleranz, aber ich nehme gerne einen Schluck Cola. Die hat mich doch ohnehin erfunden!“ Julian verstand nicht recht. „Was soll das heißen? Bis du etwa nicht echt?“ „Natürlich bin ich echt, Julian, sonst wäre ich doch nicht vom Himmel gefallen. Meine Rentiere haben mich herunter purzeln lassen, weil ich ihnen gesagt habe, dass wir an den Südpol ziehen. Solche Hirschköpfe!“ Julian beruhigte ihn, dass er sich keinen Stress machen solle: „Nimm doch unser Auto. Hast du nicht auch so einen Zauberstab?“ „Selbstverständlich“, erwiderte der Weihnachtsmann. „Gut, dann flieg jetzt los! Und fröhliche Weihnachten!“ Der Weihnachtsmann düste über den Himmel hinfort.
Am nächsten Morgen fand Julian sein Geschenk vor:  Es war die zahme Ratte, die er sich gewünscht hatte.

Amilia Bauer hat den Text im Schuljahr 2018/2019 als Schülerin der 5b verfasst.

Annika Runz: Ursulinen ist...

Ursulinen ist vielfältig, ist bunt.

Ursulinen ist die morgendliche „Hey Mädls“-Durchsage, die mit dem Augenrollen in den Klassen schon einhergeht.

Ursulinen ist Frau Gebels Lächeln, wenn sie dir am Pausenverkauf deine geliebte Tomate-Mozzarella-Semmel überreicht.

Ursulinen ist die Atemnot, die jeden Lehrer beim Betreten des Klassenzimmers überfällt, weil er wieder einmal in eine Wolke aus Victoria’s-Secret-Bodyspray und Playboy-Deo gestolpert ist.

Ursulinen ist das obligatorische „My heart will go on“ im Musikunterricht, bei dem ich immer wieder weinen könnte.

Ursulinen sind die bunten Glitzerlöffel in der Schulküche.

Ursulinen ist, wenn du dich fühlst wie in Lindenhof bei Hanni und Nanni.

Ursulinen ist Frau Friedls rettende Wärmflasche bei Bauchkrämpfen.

Ursulinen ist, wenn aus einer Klassenleiterstunde plötzlich eine Kuchenstunde wird.

Ursulinen sind die verheulten Gesichter nach dem Hallelujah am Tag der Abschiedsfeier.

Unsere Schule ist manchmal lustig, manchmal spießig, manchmal anstrengend.

Meistens jedoch fühlt man sich geborgen und gut aufgehoben.

(ACHTUNG JETZT WIRD‘S KITSCHIG, aber da kommt der Nicholas Sparks in mir durch.)

Ursulinen ist für mich wie eine riesige, verrückte Familie.

Annika Runz hat den Text im Rahmen des Poetry-Slam-Workshops mit Lars Ruppel im Schuljahr 2017/2018 als Schülerin der 9e verfasst.

 

 

Christina Trostl: Mädchen sein

Mädchen sein ist schwierig.
Mädchen sein ist eine Herausforderung.
Ein unerbittlicher Kampf, in dem alles, was man tut, falsch ist.
Game Over.

Mädchen sein ist leise.
Mädchen sein ist Schweigen.
Ein Schweigen, das niemand zu brechen droht, zu groß die Angst.
Stumm.

Mädchen sein ist hässlich.
Mädchen sein ist Konkurrenzdenken.
Pickel, Kurven, Hakennase.
Ekelhaft.

Mädchen sein ist gebunden.
Mädchen sein ist Wäsche waschen
man muss alles beachten, sonst ist sie eingegangen und unnütz.
Müll.

Mädchen sein kann friedlich sein.
Mädchen können eine Taube werden,
die ein Botschafter des Friedens wird.
Steigend.

Mädchen sein kann laut sein.
Mädchen können sprechen lernen,
um endlich gehört zu werden, der Mut gewachsen.
Laut.

Mädchen sein kann schön sein.
Mädchen können Schönheit verbreiten.
Komplimente schenken, jemanden ein Lächeln auf die Lippen zaubern.
Bezaubernd.

Mädchen sein kann befreiend sein.
Mädchen können die Seile reißen,
die sie zurückhalten, um endlich frei zu sein.
Freiheit.

Mädchen sein.

Christina Trostl hat den Text im Rahmen des Poetry-Workshops mit Lars Ruppel im Schuljahr 2017/2018 als Schülerin der 10d verfasst.

Elena Niedermeier: Hey, Mädchen

Ich gehe die Straße entlang und bei jedem kurzen, hastigen Schritt hört man meine Absätze auf dem Asphalt. Klack, klack, klack. Meine Finger fassen den Griff meiner Tasche fester, die Knöchel stechen weiß hervor. Klack, klack, klack. Ein kurzer Blick über die Schulter, hinter mir ist niemand. Eine Laterne wirft spärliches Licht auf die Straße.
Ich biege um die Ecke, höre ein Klimpern, doch ich ignoriere es. "Hey, Mädchen", ertönt eine Stimme. Rau. Tief. Innerlich zucke ich zusammen. ("Hey, Mädchen, na, wie wär's mit uns zwei?", "Hey, Mädchen, es ist schon dunkel draußen, ich kann dich nach Hause fahren", "Hey, Mädchen, wieso kommst du nicht mit mir?") Doch ich drehe mich um, ein kleines Lächeln auf den Lippen. Vor mir steht ein älterer Mann und bevor ich etwas sagen kann, hält er mir einen Schlüsselbund - meinen Schlüsselbund - hin. "Der ist dir aus der Jackentasche gefallen."
"Oh", entgegne ich und nehme den Schlüsselbund wieder an mich, schiebe ihn zurück in meine Jackentasche, "Danke."
Der Mann nickt nur und ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich zupfe an meinem Rock, der plötzlich viel zu kurz scheint, obwohl er mir doch fast bis zu den Knien reicht, lasse meinen Blick schweifen. An die nächste Hauswand gelehnt steht eine Tasche, daneben ein Schlafsack. Der Fremde muss dort gesessen sein. Ich hatte ihn wohl in meiner Eile übersehen. (Wieso ich es so eilig hatte, das weiß ich selbst nicht)
"Danke", sage ich wieder und gehe weiter.

Elena Niedermeier hat den Text im Rahmen des Poetry-Slam-Workshops mit Lars Ruppel im Schuljahr 2017/2018 als Schülerin der 9e verfasst.

Emily Hoffmann: SCHULE

Die Schule ist ein Teil deines Lebens.
Du kannst dort lernen, lachen und einfach nur leben.
Diese drei Dinge sind wichtig:
du musst einfach alles geben!
Habe Spaß und treffe Freunde,
sei du selbst und verstelle dich nicht!
Und zwar für nichts auf der Welt.
Das führt dich zum wahren Licht.
Mach nur das, was dir gefällt!
Lass es raus!
Gib nicht auf!
Die Schule, sie ist wie dein Haus.
Genieße einfach diese Zeit,
denn diese Jahr vergehen so schnell.
Und bis du schaust, it's schon so weit:
Dann stehst du vor der Tür,
und fragst: "Was soll ich hier?"
Doch es geht weiter mit dem Leben,
du willst vielleicht ein Ziel anstreben.
Sei immer motiviert
und auch gern mal konzentriert!
Sei dein eigener Held
bis ans Ende dieser Welt!

Emily Hoffmann hat den Text im Rahmen des Poetry-Slam-Workshops mit Lars Ruppel im Schuljahr 2017/2018 als Schülerin der 8d verfasst.

 

 

Regina Stanglmaier: Aber immer noch Hunger!

Maaann, wann ist endlich wieder Pause?? Ich hab Hunger! Eine Breze wär jetzt cool. Was? Was ist Hausaufgabe? Vor lauter Essen im Kopf hab ich`s nicht gehört. Wo ist denn überhaupt mein gelber Textmarker? Wahrscheinlich unauffindbar verschollen in einem Mäppchen von einer aus meiner Bankreihe. Ja genau, Uhrzeiger, bleib einfach bei fünf vor elf stehen. Hätte ich an deiner Stelle auch gemacht, wenn du in der nächsten Stunde eine Matheex schreiben würdest. Aber ich kann die Zeit nicht anhalten.

Was schreiben die anderen da? Ach, bloß der nächste Schulaufgabentermin. Danke dafür. Fünf Minuten Pause und eine Breze würden mir schon reichen. Und wenn mir einer einen Textmarker der Farbe Gelb zurückgäb.

Okay, mit dem An-der-Uhr-drehen wird’s nichts, also noch ein bisschen Physik. Wer macht überhaupt solche Stundenpläne?  Physik, keine Pause und dann Mathe? Wahrscheinlich Leute, die im Besitz von gelben Textmarkern sind. Und die in der Pause eine Breze essen konnten. Auf den gelben Textmarker setze ich jetzt mal keine Hoffnung mehr, mach ich halt mit dem grünen weiter. Stundenwechsel. Endlich. Der Uhrzeiger hat sich immer noch nicht bewegt, aber meine Klasse bewegt sich jetzt vom Physiksaal zum Klassenzimmer. Und was sehe ich da am Gang liegen? Meinen gelben Textmarker. Wenn ich jetzt noch Batterien für die Uhr und eine Breze finde, wäre ich schon ziemlich zufrieden. Dann noch ein bisschen mathematisches Wissen über Parabeln und das ganze würde schon mal viel besser aussehen. Noch besser sieht die Ex bestimmt aus, wenn man die Angabe mit gelbem Textmarker markiert und auf der Uhr lesen kann, wie spät es ist. Nach Mathe ist Pause. Endlich. Mathe und Physik geschafft. Aber immer noch Hunger!  

Regina Stanglmaier hat den Text im Rahmen des Poetry-Slam-Workshops mit Lars Ruppel im Schuljahr 2017/2018 als Schülerin der 10c verfasst.

Magdalena Thaler: Sechste Stunde am Freitag

Sechste Stunde am Freitag vor der Lehrerkonferenz und danach noch eine Stunde nach Hause fahren. Als mir ein Papierflieger direkt ins Gesicht knallt, kann ich mich nicht mehr halten. Nach einem halben Tag reinen Horrors, lasse ich meine gesamte Frustration hinaus: „Fresse jetzt, oder es gibt einen Klassenverweis!!!“ Stille. 34 erstaunte und beleidigte Gesichter glotzen mir entgegen. Kaum wende ich mich der Tafel zu, erklingen hinter mir schon die ersten Flüsterbeleidigungen. „Was will denn der jetzt?“ und „Spießer!“ sind da noch die harmlosesten. Nichts Neues für meine Wenigkeit, doch den Praktikanten verschlägt es da schon mal die Sprache. Warum habe ich nur gedacht, ich könnte das schaffen? Diesen bescheuerten Kreidestaub und die noch bescheuerteren Kinder ertrage ich nicht mehr lange. Nicht mal meiner Frau kann ich meine Probleme anvertrauen. Nach dem Satz: "Augen auf bei der Berufswahl!", würde der Fernseher wahrscheinlich aus dem Fenster fliegen. Hab sowieso keine Zeit, ihn zu benutzen, denn wenn ich endlich daheim ankomme, ist nix mit Feierabend. Da geht es mit Korrigieren und Unterrichtsvorbereitung weiter. Die Ausrufe der Schüler holen mich aus meiner Starre zurück. „Vielleicht hat er einen Anfall“, erklingt es da hinter meinem Rücken. „Hoffentlich haben wir Glück und er fällt für’s restliche Schuljahr aus!“ Ich bin kein Waschlappen, der bei jeder Kleinigkeit zu jammern anfängt, doch was zu viel ist, ist zu viel. Seit geschlagenen zehn Jahren arbeite ich schon als Lehrer und habe mich bemüht, meinem Beruf gerecht zu werden, aber irgendwann ist sogar der "Herr Müller" der Schule am Ende seiner Kräfte. Mein Geduldsfaden ist gerade mit einem lauten „Plopp“ gerissen. Mit dem Satz "Sucht euch einen anderen Idioten!“ trete ich die Tür auf und stürme hinaus auf den leeren, von Neonröhren beleuchteten Gang. Dieses berauschende Gefühl von Freiheit habe ich seit meiner Kindheit nicht mehr gespürt und ich habe nicht vor, es jemals wieder zu verlieren!

Magdalena Thaler hat den Text im Rahmen des Poetry-Slam-Workshops mit Lars Ruppel im Schuljahr 2017/2018 als Schülerin der 8e verfasst.

Arlinda Hashani: distance und Francesca Albertini: Addio

Für viel Wirbel hat in Berlin Eugen Gomringers Gedicht "avenidas" gesorgt, das zu den bekanntesten Werken der von Gomringer mitbegründeten Konkreten Poesie gehört. Der bolivianisch-schweizerische Autor hat in seinem Gedicht Worte so angeordnet, dass sie Beziehungen eingehen, wie einzelne Sterne in einem Sternbild. Ungeachtet des Streits, der an der Alice-Salomon-Hochschule zu diesem Gedicht ausgebrochen ist, haben Arlinda Hashani und Francesca Albertini aus der 10c persönliche Parallelgedichte zu avenidas verfasst und dabei wie Gomringer an ihre eigenen sprachlichen Wurzeln, also ans Albanische bzw. Italienische angeknüpft. Beim Klick aufs Videosymbol lesen die beiden ihre Texte vor.

Vivien Schnürer: Der Schatz im geheimnisvollen Wald

Es war ein sonniger Sonntagmorgen, 10:30 Uhr, um genau zu sein. Ich hatte heute mit meiner gleichaltrigen Nachbarin Ella vereinbart, mich mit ihr in dem geheimnisvollen Wald zu treffen, der an mein Haus angrenzte. Es wurden zwar öfter einmal seltsame Geschichten über ihn erzählt, doch trotzdem dachten Ella und ich nicht, dass wir in diesem Wald einen echten Schatz finden würden.

„Komm schon, Paul!“, rief Ella von oben. Ich blickte hoch und verdrehte die Augen, als ich sah, dass sie sich es schon auf einem Ast bequem gemacht hatte. Im Stillen fragte ich mich, wie sie nur so schnell diesen Baum hochklettern konnte. Ich hatte Mühe, überhaupt hinterherzukommen. Endlich erreichte ich den Ast über mir und zog mich langsam daran hoch. Das harte Holz grub sich in meine Hände, doch ich biss tapfer die Zähne zusammen. „Du bist aber langsam!“, maulte Ella, als ich mich auf den Ast ihr gegenüber setzte. „Gar nicht wahr.“ Ich verschränkte die Arme beleidigt. „Das ist ungerecht. Du hast einfach bessere Schuhe an als ich“, verteidigte ich mich. Sie lachte und gab mir einen Klaps auf die Schulter. Ich schmunzelte und blickte glücklich über den nun überschaubaren Wald hinweg. Ich lehnte mich an den harten Baumstamm und genoss die Stille. Immer wieder ertönte leises Vogelzwitschern und unterbrach kurz die Ruhe. Der Wind rauschte durch die Bäume und immer wieder guckte die Sonne durch die Baumkronen und strahlte warm auf meinen Rücken. „Hey!“ Ella rüttelte mich an der Schulter und zeigte auf den modrigen Waldboden. „Guck mal, da unten ist jemand.“ Und wirklich, mitten im Wald stapfte unter uns ein Mann durch das Gestrüpp. „Bestimmt nur der Förster“, sagte ich mehr zu mir selbst als zu Ella. „Der sieht doch bestimmt nur nach, ob mit den Bäumen alles in Ordnung ist und setzt sich dann ganz normal, wie das Förster so tun, auf seinen Hochsitz. Vielleicht ist es ja auch nur ein Jogger“, flüsterte ich zu mir selbst. Aber es war kein Jogger und auch kein Förster. Der Mann hatte einen Aktenkoffer bei sich und trug eine dunkle Sonnenbrille. Er sah sich mehrmals panisch um und als sein Handy klingelte, erschrak er so sehr, dass er kurz aufschrie. Ella kicherte. „Guck mal, Paul, wie der sich anstellt.“ Ich antwortete nicht und beobachtete ihn weiter. Jetzt klappte er sein Handy auf und murmelte etwas. Was, wenn er eine Pistole dabei hat, dachte ich. Er würde doch bestimmt keinen Kindern wehtun, oder? Wir müssen ganz still sein, wiederholte ich wieder und wieder in meinem Kopf. Wir müssen ganz still sein…. Plötzlich ließ er den Koffer fallen und war genauso schnell verschwunden, wie er aufgetaucht war. Mir schlug das Herz bis zum Hals, noch mehr, als ich sah, wie Ella auf einmal vom Baum heruntersprang. „Wow!“, rief sie und winkte mich zu sich herunter. „Guck dir das mal an!“ Ich sprang auch herunter und schlug mir die Knie auf, was ich aber aus Neugier genauso ignorierte, wie mein immer stärker werdendes Hungergefühl. Sie klappte den Koffer noch einmal für mich auf und zeigte mir die vielen Hundert- und 500-Euro-Scheine, die fein säuberlich geordnet waren. „Was machen wir damit?“, fragte ich, ohne meinen Blick von dem Geld abzuwenden. „Behalten! Das ist unser Schatz!“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, das geht nicht. Ella, wir müssen ihn zur Polizei bringen.“ Sie verdrehte erst die Augen, aber nickte dann.

Und so fanden wir den Schatz im Wald, den wir später auch zur Polizei brachten. Den geheimnisvollen Mann allerdings habe ich nie wieder gesehen.

Vivien Schnürer hat den Text im Rahmen einer Schulaufgabe (Erzählen zu einem Bild) im Schuljahr 2017/2018 als Schülerin der 8f verfasst.

Elena Bieringer: Der perfekte Tag

Ich bin so aufgeregt, dachte ich mir, als ich nur in Unterwäsche vor dem Ganzkörperspiegel stand und auf meine Schwester wartete. Ich hatte schon lange auf diesen Tag hingefiebert und heute musste alles perfekt sein. Ich drehte meinen Kopf ein wenig nach links, um das weiße Kleid, aufgehängt an einem hellbraunen Kleiderhaken, sehen zu können. Der obere Teil war weiß und weiter unten wurde es dann langsam hellblau. Ebenfalls gab es dicke Träger und eine lange Schleppe mit kleinem Blumenmuster darauf. Ein Traum, dachte ich mir, als ich das zweitausend Euro teure Gewand betrachtete. Meine Gedanken wurden von meiner kleinen Schwester Syntia unterbrochen, als sie mit dem Schleier zurück in das Ankleidezimmer kam. „Jetzt steh da nicht so rum. Du hast nicht mehr so viel Zeit, also zieh endlich das Kleid an“, schimpfte sie sanft, als sie den Schleier über einen Stuhl legte und mit dem Kleid zu mir herüberkam. Sie öffnete den Reißverschluss und ich schlüpfte schnell hinein, bevor sie anfing, das Gewand wieder zuzuknöpfen, doch bei der Hälfte hörte sie plötzlich auf. „Was ist los?“, fragte ich etwas in Panik geraten. „Passt das Kleid etwa nicht mehr? Oh Gott! Was soll ich denn jetzt tun?! Ich hätte bei der Kuchenprobe doch nicht soviel essen sollen“, schrie ich verzweifelt und ich spürte, wie Tränen sich in meinen Augen sammelten. „Jetzt hör doch auf, so rumjammern“, sagte Syntia gereizt. „Der Reißverschluss hat sich nur eingeklemmt.“ Und wie auf Stichwort fuhr sie mit ihrer Arbeit fort, bis das Kleid zu war und ging weg, um den Schleier zu holen. Erleichtert atmete ich aus und versuchte, mein schnell schlagendes Herz wieder zu beruhigen. Syntia kam zurück und steckte mir den Reifen in die Haare. „Vorsichtig!“, rief ich aus „Du zerstörst die Frisur!“ „Keine Sorge, du Drama-Queen!“, lachte meine kleine Schwester und ich warf ihr durch den Spiegel einen genervten Blick zu. Warte nur, bis du mal heiratest, dachte ich mir und konzentrierte mich wieder auf die Hände, die vorsichtig den Haarreif des Schleiers in meine Haare steckten. Ich wette, du würdest genau so aufgeregt sein. „Wow“, murmelte ich, als Syntia einen Schritt zurücktrat und mich allein vor dem großen Spiegel ließ. „Das sieht ja noch besser aus als bei der Anprobe.“ „Jetzt komm. Papa wartet draußen“, sagte sie und auf einmal wurde ich extrem aufgeregt. Es passiert wirklich, ich werde heiraten! Und Kris wird bestimmt ganz toll in seinem Anzug aussehen. Hoffentlich wird alles so sein wie gedacht. Es muss perfekt werden! Ich spürte, wie meine Hände schwitzig wurden und mein Herz anfing, wieder schneller zu schlagen. Meine Schwester nahm die lange Schleppe in die Hand und ging hinter mir nach draußen, damit der weiße Stoff nicht schmutzig wurde. Draußen wartete schon mein Vater vor dem Hochzeitswagen. Das Auto hatte ich vorher noch nicht gesehen, aber es sah wirklich toll aus mit seiner bronzefarbenen Lackierung, den bunten Blumen und den lila Schleifen. „Du siehst wunderschön aus“, sagte er und nahm meine Hand mit einer seiner Hände, während er mit der anderen die Autotür öffnete. „Danke“, sagte ich errötend, als ich in das Fahrzeug stieg und meine Schwester die Schleppe ebenfalls hineinlegte. Na dann los, dachte ich mir, als ich die Tür schloss und den Sicherheitsgurt anlegte. Hoffentlich läuft alles nach Plan.
  
Elena Bieringer hat den Text im Rahmen einer Schulaufgabe (Erzählen zu einem Bild) im Schuljahr 2017/2018 als Schülerin der 8f verfasst.

Melanie Kilian: Vor, zurück, vor, zurück, Tsunami

Babysitting. Ja, ja man stellt sich von man kümmert sich à la Mary Poppins um die Kinder: Die Kinder gehorchen auf Anweisungen wie kleine Soldaten und es ist leicht verdientes Geld, mal ein paar Stunden auf die Rasselbande aufzupassen. Das wird ein Kinderspiel. Man stelle sich folgende Situation vor: Die Mutter der Kinder ruft mich an und eine halbe Stunden später stehe ich auf der Matte, um mich um meine Schützlinge zu kümmern.

Mein Triple-Trouble: zehn Monate, zwei und vier Jahre alt. Die Kleine kann aus ihrem Bett nicht weg und die zwei Großen sind in etwa so leicht zu finden, wie ein Elefant im Porzellanladen, einfach nur dem Lärm nach. Das Kinderzimmer: die Puppen, Autos und Kuscheltiere liegen überall auf dem Boden herum. Für mich grenzt es an eine Unmöglichkeit, mich normal in diesem Raum zu bewegen.  Ein schrecklicher Schmerz durchfährt meinen Fuß. Ein Legostein, Lego duplo, ein Vierer - Das sind die schlimmsten, unzerstörbar diese Dinger! Natürlich habe ich gerade noch die Hände voll. kann mich nicht abfangen, um auf keinen Fall auf eines der Kinder zu fallen, rolle ich mich mit einer doppelten Ninja-Rolle zur Seite. Ich liege in der stabilen Seitenlage in einem Meer von Spielzeug, neben meinem Gesicht hockt Noah, der auf mich zurobbt und mit seinem Spielzeugauto zur Begrüßung über mein Gesicht fährt. Mein Riechzentrum meldet sich: Volle Pampers! Wickeln ist angesagt. Am Anfang war es wirklich einer meiner leichtesten Übungen, die kleinen Stinkbomben sauber zu machen, doch mittlerweile versucht er sich wie ein glitschiger Fisch an Land von der Wickelunterlage zu drehen.  Finn ist währenddessen nebenan und mein kleiner Picasso sollte eigentlich nur seinen Malblock verschönern, doch dann nehmen meine Ohren das schreckliche Reiben von Wachsmalkreide auf Tapete wahr. Ich hechte mit Noah im Arm zurück ins Kinderzimmer und konfisziere die Tatwaffe. Nun schmückt eine Farbe mehr die eh schon augenkrebserregendbunte Tapete. Essenszeit.

Meine kleine Babysirene schreit sich die Seele aus dem Leib. Der Windelriechtest ist negativ ausgefallen. Mit ihr auf dem Arm geht es in die Küche, im Stehen wippend kippe ich das Milchpulver in das Fläschchen. Die Hälfte geht daneben, das weiße Pulver auf der Küchentheke sieht aus, als hätte ich gerade gekokst. Ich schütte das kochende Wasser in das Fläschchen, das eigentlich für das Abendessen gedacht war. Zum Glück machen kleine Salzkörner das Wasser noch nicht unbrauchbar.

Der Cooltwister übernimmt für mich den Rest. Wie ein Tropf im Krankenhaus leert sich die eine Flasche und Füllt sich die andere. Prinzessin es ist angerichtet, okay, ich habe Unordnung in der Küche angerichtet, aber deine Flasche ist fertig. Plopp und schon nuckelt die Kleine, als wäre nie etwas gewesen.

Kleines Baby große Sorgen, großes Baby noch größere Sorgen. Damit sie nicht das Schreikonzert ihrer Schwester fortsetzen, dürfen Noah und Finn ihre Spaghetti mit Tomatensoße selbst essen. Ich führe trotzdem Noahs  kleinen Arm, denn ich möchte nachher die Wohnung nicht renovieren müssen. Den „Schmeiß einige Spaghetti an die Wand, um zu sehen, ob sie schon al dente sind-Test “ hat er mittlerweile perfektioniert.

Spielplatz. Immer eine gute Idee. Die Prinzessin ist im Nu eingeschläfert und die zwei Großen beschäftigen sich fast eine halbe Stunde alleine. Als Babysitterin ist das High Life, ich sag's euch.  Wir bringen wie immer so viel Sand mit nach Hause, dass wir bald einen zweiten Sandkasten füllen könnten, und ratet mal was passiert, wenn man sagt: "Jungs, springt nicht in die Pfütze!"

Was nach dem Spielplatz selten ausfällt, ist es, die Kinder zu baden. Eigentlich sollten nur die Kinder nass werden, jedoch bin ich danach mindestens genauso nass. Okay,  geben wir zu: Wir haben es als Kinder in der Badewanne alle gemacht. Vor, zurück, vor, zurück, Tsunami! Aber ich habe gerade keinen Spaß daran. Ein Fluss bahnt sich durch das gesamte Badezimmer. Eine Quietsche-Ente macht sich gerade auf den Weg von der Badewanne zwischen den Klamotten in Richtung Waschbecken. Ich bin fix und fertig. Mila schläft zum Glück immer noch und als ich meine zwei Schäfchen wieder im Trocknen  und die Feuerwehr das Badezimmer wieder ausgepumpt hatte, erlöste mich die Mutter.

Melanie Kilian hat den Text im Rahmen einer Hausaufgabe zum satirischen Schreiben im Schuljahr 2017/2018 als Schülerin der 10c verfasst.

Annika Runz: Die Kunst des Lebens

Der Regen plätscherte an den mit Moos bewachsenen Dächern herunter und das Gras war schon ganz aufgeweicht. In meinen Schuhen stand das Wasser, sodass es bei jedem Schritt quietschte. Wieder einmal sah ich ihr beim Malen zu. Es faszinierte mich jeden Tag aufs Neue, wie ihre Hand mit einer Leichtigkeit über die Leinwand huschte. Sogar im Regen malte sie. Den meisten wäre das zu blöd. Aber sie sah an jedem Tag die Chance, ein neues Kunstwerk zu zaubern. Jetzt nutzte sie gerade den Regen, um wilde Farbtupfer zum Verlaufen zu bringen. Sie trug einen Hut, eine einfache, blaue Bluse und einen Rock und stand konzentriert vor ihrer Leinwand. Das war die einzige Erinnerung, die sie an ihre Mutter hatte, die einzige verbliebene Verbindung zu ihr. Und dieser regnerische Tag ist meine letzte Erinnerung an sie, das malende Mädchen, meine Tochter. Wie ich auf dem Rasen neben unserem Haus stand, unter meinem Regenschirm und ihr einfach nur zusah. In diesem Moment überkam mich so viel Stolz, dass mir die Tränen in die Augen schossen. Genauso wie jetzt, mit dem Unterschied, dass die Tränen heute einen anderen Grund haben. Trauer anstatt Stolz, Schmerz anstatt Freude, Verzweiflung anstatt Zuversicht. Ich sitze in meinem alten Sessel und stütze die Unterarme auf die Knie. Mein Blick wandert auf eines ihrer Bilder mit einer Entenfamilie am See, das über der alten Kommode hängt. Erneut verschwimmt alles vor meinen Augen. Erst die Entenmama, dann das Entenbaby und irgendwann würde auch ich verschwimmen. Warum passiert das alles mir? Warum musste ich mitansehen, wie der  Krebs die Phantasie erst aus meiner Frau und dann auch noch aus meiner Tochter herausfraß, sie dann mit Haut und Haaren verschlang? Meine Tochter war das Einzige, das mich noch erfreut hatte. Durch sie hatte mein Leben einen Sinn. Aber jetzt? Es fühlt sich an, als würden Meere aus meinen Augen herauskommen. Ich spüre einen Stich auf der linken Seite meiner Brust und denke, die Trauer, die Leere in meinem Inneren würde mich umbringen.

Annika Runz hat den Text im Rahmen einer Schulaufgabe (Erzählen zu einem Bild) im Schuljahr 2016/2017 als Schülerin der 8e verfasst.

Elena Niedermeier: Schafswolle

"Du kannst doch nicht einfach ein Schaf stehlen!" Aufgebracht fuhr er sich durch sein dunkelblondes Haar. Verständnislos blickte ihn die junge Frau, die vor ihm saß, an. "Warum sollte ich das nicht können?", wollte sie wissen und richtete sich etwas in ihrem Stuhl auf, "ich habe es ja getan, also kann ich es sehr wohl." Er schlug die Hände vors Gesicht. "Vielleicht, weil es verboten ist?", stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, doch die Frau lachte nur. "Ach was. Es wird schon nicht so schlimm sein, wenn ich es mir mal ausborge", meinte sie mit heiterer Stimme, "es ist ja nur für ein paar Tage und außerdem gefällt es ihm hier offensichtlich. Aber es braucht noch einen Namen. Fällt dir was ein?" Prüfend betrachtete sie das Schaf und streichelte ihm über den Hals. "Vera", sagte er nun etwas ruhiger, "du bist nicht ganz bei Sinnen." Seine Schwester war noch nie wirklich normal gewesen. Sie war immer besonders, war immer auffällig gewesen. Aber seit ihre Tochter Zoë gestorben war und man ihr ihre andere Tochter, Penelope, weggenommen hatte, war sie seiner Meinung nach nicht mehr zurechnungsfähig. Verglichen mit den anderen Dingen, die sie in den letzten Wochen getan hatte, war das Stehlen des Schafes eigentlich harmlos. "Ich bitte dich, geh zu einem Psychologen." Er streckte die Hand nach ihr aus, um ihr vorsichtig über die Schulter zu streichen, doch sie schreckte vor seiner Berührung zurück. "Aber Zoë liebt Schafe", entgegnete sie plötzlich sehr leise und jegliche Fröhlichkeit war aus ihrer Stimme gewichen. "Zoë ist nicht mehr", erwiderte ihr Bruder mit sanfter Stimme. "Es tut mir leid." "Ich weiß", flüsterte sie, "ich weiß das schon längst." Von ihren Wimpern tropften Tränen, heiße, salzige Tränen, die ihr über die Wangen liefen und in ihrem Schoß landeten. Ihre Arme legten sich um den Brustkorb und Hals des Schafes und sie presste schluchzend ihr Gesicht in die weiche Wolle des Tieres, was dieses nur mit einem leisen Blöken quittierte und ansonsten vollkommen ruhig stehen blieb. Und das Einzige, das der junge Mann tun konnte, war, seine weinende Schwester zu beobachten, denn egal, was er tat - sie ließ ihn nicht mehr an sich heran, nie mehr, denn er war derjenige, der ihr Zoë genommen hatte.

Elena Niedermeier hat den Text im Rahmen einer Schulaufgabe (Erzählen zu einem Bild) im Schuljar 2016/2017 als Schülerin der Klasse 8e verfasst.