Die Hand der Tochter, die diese Klasse besucht, ruht auf ihrer eigenen Hand. "Wer jemandem so die Hand hält, übt keinen Druck, keine Enge und keine Umklammerung aus", sagt sie an die Klasse gewandt und demonstriert auf diese Weise der ganzen Klasse 9b, wie eine zarte Geste aussehen kann, welche Menschen, die sich in Todesnähe befinden, doch so viel mitzuteilen vermag. Wenn die Worte weniger werden, weil die Demenz fortgeschritten oder der Körper aufgrund von Krankheit oder Alter schwach geworden ist, wenn jemand im Angesicht des Todes kaum mehr Besuch erhält, dann können solche Gesten Nähe kommunizieren und die Blicke der besuchten Menschen drücken oft mehr als ihr trockener Mund ein Danke aus.
Helga Klein besuchte heute die Klasse 9b im Rahmen des Katholischen Religionsunterrichts, um über ihr ehrenamtliches Engagement als Hospizbegleiterin für den Hospizverein Landshut zu sprechen. Das Thema klang erstmal traurig, aber Klein betonte, dass es bei dieser Arbeit auch viel Spaß gebe und sie oft mit den Menschen lache. Sie hat neben ihrer normalen Arbeit eine einjährige Ausbildung absolviert und geht ins Krankenhaus, ins Pflegeheim und zu den Menschen nach Hause, die am Ende ihres Lebenswegs angekommen sind.
Die Mutter zweier Töchter dieser Klasse, baut in ihren Vortrag viele der achtzig vorab anonym gestellten Fragen der Schülerinnen ein und betont die Bedeutung von Empathie, wenn man Menschen in Grenzsituationen begegnet. Sie gehe nicht als Pflegerin zu den Menschen, sondern als Begleiterin, die versuche, ihre Wünsche und Bedürfnisse zu verstehen. Manchmal seien das Themen, die Sterbende mit ihren engsten Angehörigen nicht besprechen wollen.
Die Arbeit des Hospizvereins ist glaubensoffen und es wird keine bestimmte religiöse Richtung vorgegeben. Klein besucht die Sterbenden etwa einmal die Woche für circa eineinhalb Stunden. Warum sie das macht, erklärt sie damit, dass sie beim Tod ihrer eigenen Oma gemerkt habe, wie gut es ihr getan habe, sie zu begleiten.
Wenn sie erzählt, dass sie Sterbende begleitet, führen viele Menschen die gestreckte Handinnenseite vor den geöffneten Mund. Ja, manchmal sei eine Begleitung traurig und manchmal schwierig, aber sie habe keine Angst.
Helga Klein erzählt auch, wie unterschiedlich Menschen sterben wollen - manche wollen im Garten sterben, manche in der Sonne, manche alleine. Sie selbst ist auch traurig vor dem Tod einer Person, aber fragt sich dann, was sie noch Gutes für sie tun könne. Seit sie im Hospiz arbeitet, lebe sie bewusster und hat gemerkt, wie wichtig es für Menschen sei, an etwas glauben zu können, was ihnen Halt gibt.
Die Schülerinnen waren sehr konzentriert und hörten aufmerksam zu, was eine dichte Atmosphäre schuf. Die Besucherin sprach sie direkt an, fragte nach ihren Ansichten und ging auf ihre Fragen ein . Eine berührende und wichtige Erfahrung für die Klasse 9b im Rahmen dieses Themenbereichs im Lehrplan!